Text: Lukas Rauschenberger / Fotos: Kevin Walter, Lukas Rauschenberger
Im Rahmen des diesjährigen Erntedankfestes am 11. Oktober
fand in Leibnitz ein vielfältiges Programm statt. Neben musikalischer Umrahmung, angefangen von der
Stadtkapelle Leibnitz über die Musikschule Leibnitz bis hin zur Band eXcite, stand auch die Segnung der neu restaurierten Feuerwehrkutsche von
der Stadtfeuerwehr Leibnitz am Programm.
Bevor moderne Löschfahrzeuge mit rund 300 PS und lautem Martinshorn zu Einsätzen ausrückten, erfolgte die Brandbekämpfung im 19. Jahrhundert noch mit Pferdekutschen. Zu dieser Zeit verfügte die Feuerwehr
Leibnitz über kein eigenes Rüsthaus – kleinere Löschgeräte wurden in Turnsälen
untergebracht. Auch der sogenannte Bespannungsdienst bereitete anfangs
Schwierigkeiten, da die Feuerwehr keine eigenen Pferde besaß und auf jene der
Bevölkerung angewiesen war.
Ein Beschluss des Gemeinderates vom 23. Juli 1884 regelte
die Entlohnung der Pferdebesitzer: „Die Pferdebesitzer sind wie bisher nur im Markt oder eine Meile im Umkreis
verpflichtet. Sie haben Anspruch auf Entlohnung aus der Gemeindekasse, bis 4 km
3 Gulden, bis 7,15 km 4 Gulden. Umgebungsgemeinden, die nicht rückvergüten,
werden von der Zufuhr der Löschgeräte ausgeschlossen.“
Trotz dieser Regelung kam es immer wieder zu Verzögerungen.
Beim Brand am 2. Mai 1897 mussten die Feuerwehrmänner eine halbe Stunde warten,
bis endlich ein Knecht mit zwei Pferden erschien. Daraufhin verfasste Hauptmann
Josef Stampfer – damaliger Kommandant der Feuerwehr Leibnitz – ein schreiben,
worin er ihnen die von der Gemeinde beschlossenen Tariferhöhungen für bereitgestellte
Bespannungen mitteilte. Die Feuerwehrleitung widmete zusätzlich dem zuerst eintreffenden
Kutscher 1,50 Gulden, dem zweiten 1 Gulde als Belohnung aus der Vereinskasse.
Nun brach ein Wetteifer um die höhere Prämie aus. Die Pferde hielten wacker
mit. Bei Alarm wieherten sie ungeduldig in den Stallungen. Man band die Pferde
los, schirrte sie an und ließ sie laufen. Allein galoppierten sie aus den
Haustoren und über den Hauptplatz zum Sammelplatz im Rathaushof. Die Wärter
kamen erst danach hinterher.
„Bei Ertönen des
Alarmsignals wieherten die Pferde bereits ungeduldig und galoppierten nach dem
Losbinden allein zum Sammelplatz.“
– Erzählungen von Zeitzeugen, 1897
Bei der Kutsche handelt es sich um eine Feuerwehrspritze mit Handbetrieb aus dem späten 19. Jahrhundert, ähnlich der, die lange Zeit im Dienst der Feuerwehr Leibnitz stand. Diese konnte im
Internet gefunden und erworben werden. In Eigenregie restaurierten Mitglieder
der Stadtfeuerwehr Leibnitz die über 100 Jahre alte Kutsche in liebevoller
Detailarbeit. Nach jahrelanger Restaurierung konnte sie nun vollständig instand
gesetzt und im Rahmen des Erntedankfestes feierlich gesegnet werden.